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ALIN und die Feuersalamander

 

birgit1000

Kraftvolle Winde kamen von Norden und fingen sich in den hohen Spitzen der Berge, und sangen ihr Lied der Sehnsucht. Alin lag in den Tiefen der blauen Gletscherhöhle an seinen Drachen gebettet. Er träumte gerade von einem Flug weit hinauf und dem diamantenen Licht entgegen. Selig, im Rhythmus mit seinem Gefährten atmend, sandte er seinen Geist weit voran, denn endlich, endlich sollte es doch einem gelingen, die Dichtigkeit der Hülle um den Planten herum zu durchdringen, auf dass die Sonne zurückkehren könnte, und neues Leben.

 

Der Drache begleitete seinen Freund auf seinem Traumflug, doch die Sinne eines Drachens waren immer sehr viel weiter gespannt als die der jungen Erdbewohner, und so nahm An-Jum den Gesang der nördlichen Winde in seinem Bewusstsein auf, und er wusste, die Alten hatten begonnen zu singen. Er spürte ihre Stimmen in seinem Blut, und obwohl sich so vieles geändert hatte nach dem Zusammenbruch der alten Welt, obwohl sie, die Drachen, nun an den Planeten gebunden waren und nicht mehr in die Freiheit der Sterne aufsteigen konnten, fühlte er die Präsenz seiner Ahnin, auf die er seinen Clan zurückzusingen vermochte, über Hunderte von Jahren.
AN KA RA, die Goldene, hatte ihr Haupt erhoben, hoch in den Himmeln, die Hüterin des Sternentores An, sie sang wieder, und sie rief ihre Nachkommen. Und er, An-Jum, war ein Teil des Ganzen. Automatisch begann seine Körpertemperatur zu steigen und er bereitete sich auf die bevorstehende Reise vor.
Unendlich vorsichtig begann er seine bronzefarbenen Flügel zu dehnen, noch wollte er seinen kleinen Freund nicht wecken.

Alin in seinem Traum war vollkommen fokussiert auf das diamantene Strahlen der äußersten Hülle des Planeten. Obgleich es nur noch Mythen gab in seinem Volk, das von dem Fluidum der Liebe sprach, welches in dieser Schicht verborgen sei, war Alin sich der Präsenz dieses unendlich feinen Lichtes bewusst. Er hatte diese Kraft in den Tiefen der Wälder gespürt, als er in die Spiegel der Waldseen geblickt hatte; sie war ihm begegnet auf seinen Wanderungen in die weißen und blauen Bergwelten, er hatte sie gespürt, wenn er einen Gipfel erklommen hatte; ja, er hatte sie in den Augen seiner Mutter gesehen, als sie ihn verabschiedet hatte. Er, Alin, wusste, dies war die eigentliche Grundessenz seiner Heimat; er wusste, er würde sein Bestes dazu beizutragen, dass diese Energie wieder Raum nehmen könnte in den Herzen der Menschen, in den Bergen und Tälern, Flüssen und Seen, Pflanzen und Bäumen.
Er war sich dessen sicher, auch wenn er lange Zeit gedacht hatte, niemand außer ihm würde um dieses feine Licht wissen. Nun, ein erstes Mal, sang die Gewissheit eines Neubeginns sanft, leise und stetig in seinem Herzen.

Oftmals war er als Kind gescholten worden, weil er so ein Träumer sei, weil er Sachen sah, die niemand sonst sah, und weil er mit seinen grünen Augen manchmal seine Mitmenschen auf eine Art betrachtete, die keinen Rückzug duldete. Und weil sein Clan bald nicht mehr wusste, was sie mit diesem so anderen Kind machen sollten, hatten sie ihn fortgeschickt, denn es gab die Kunde, dass es im Herzen der Berge noch immer einen Drachenhorst gäbe, wo Menschen lernten, sich mit den Sternengeschwistern zu verbinden.
Keiner wusste genau wo das sei und sein Vater hatte große Bedenken ihn ziehen zu lassen, doch der Rat der Ältesten hatte es beschlossen. Seine Mutter hatte, traurig zwar, aber bereit ihm seine Freiheit zu geben, zugestimmt, und so war er losgezogen, als er das mannbare Alter erreichte, nur mit einer Geschichte, einem Beutel und einem Wasserbehälter ausgerüstet. Er war einfach diesem feinen Lichtpfad gefolgt, den nur er sehen konnte.
Nach langer Wanderung und manch bestandener Prüfung hatte er tatsächlich den Drachenhorst erreicht und begann seine Ausbildung. Dort endlich traf er Wesen, die, wie er, von diesem feinen Fluidum geleitet wurden. Und er war nicht mehr allein.

Es gab nicht mehr viele Dracheneier und sie waren das höchste Gut der Schule im Herzen der Berge. Denn hier hatten sich Wissende zusammengefunden, die nicht bereit gewesen waren, energetische Experimente mit den Sternengeschwistern durchzuführen; hier waren jene Hüter versammelt, die versuchten das Unrecht der „Besitzer“ an den SternenDrachen wieder zu erlösen. Über Jahrhunderte hinweg hatten sie die verbleibenden Drachen gepflegt und besänftigt, hatten ihnen ihre alten Gesänge, zumindest das, was sie noch wussten, wieder beigebracht, und so gelang es mit unendlicher Geduld, die wenigen verbliebenen ErdenDrachen wieder mit ihren Sternenahnen zu verbinden.

Dann war der alles entscheidende Tag gekommen, denn Alin war berufen worden, beim Schlüpfen der letzen drei Dracheneier mit anwesend zu sein. Und das Wunder war tatsächlich geschehen: ein kleiner, bronzefarbener, frisch geschlüpfter Drache hatte ihn, Alin aus den dunklen Wäldern, als Begleiter gewählt! Nie hatte er größere Freude und gleichzeitig größere Dankbarkeit verspürt als in jenem Moment, wo er erwählt wurde!
Darauf folgten viele, viele Jahre der gemeinsamen Ausbildung, in der sie zu einer Einheit zusammenwuchsen.

Über die Jahre hatte sich der Planet weiter abgekühlt, Eiswüsten dehnten sich aus und Gletscherflüsse erfüllten die Täler. Die Menschen zogen sich immer weiter zurück, Gemeinschaften lösten sich auf, ein jeder war mit Überleben beschäftigt. In den Stätten des Wissens versuchte man auf alle erdenklichen Arten, die Not zu lindern, die Verbindungen aufrecht zu erhalten und eine Wiedererwärmung zu initiieren.
Im Drachenhorst wurde versucht Reiter und Drachen so auszubilden, dass sie bis in die höchsten Höhen vorzudringen vermochten, um die Sonne zurückzuholen. Bis jetzt war dies jedoch noch nie gelungen, entweder die Reiter schafften es nicht, ihre Atmung an diese dünne kalte Luft anzupassen, oder die Drachen verloren in der Höhe die Orientierung, weil sie,
ü berwältigt wurden von ihrer tiefen Sehnsucht nach ihrer Sternenheimat.
Doch das Eis schritt zügig voran, während die Möglichkeiten bald schon ausgeschöpft schienen. So hatte der oberste Lama Alin und An-Jum zu sich gerufen. Lange hatten sie miteinander im Schweigen verbracht. Dann hatte der alte Weise Alin tief ins Herz geblickt, er sprach kein Wort. Alin und sein Drache standen auf, und sie wussten, wohin ihre Reise ging. Sie würden ihr Bestes geben: aufsteigen so hoch wie möglich, die Hülle durchdringen und die Sonne, und damit die Wärme, zurückholen in ihre Welt. Und auf dieser Reise befanden sie sich nun.

Alin wurde sich der ansteigenden Wärme seines Gefährten bewusst und begann aus seinem Traum aufzutauchen. An-Jum sagte mit sanfter sonorer Stimme: „Hörst du den Gesang der Winde? Die Alten singen wieder. Es ist an der Zeit!“

Alin stand auf und begann seine Glieder zu bewegen und sich zu dehnen. Er ging dem Licht, das vom Höhleneingang her zu ihnen herüber leuchtete, entgegen und betrachtete die stille weiße Bergwelt durch einen feinen Perlenvorhang neu fallenden kristallinen Schnees. Und er hörte den Wind. „Ja, es ist Zeit! Lass uns aufbrechen!“
An-Jum kroch vorwärts und erst neben seinem Begleiter fand er den Platz sich aufzurichten. Er war groß, stattlich und sehnig geworden auf den vielen gemeinsamen Reisen. Seine bronzefarbenen Schuppen schüttelnd trat er an den Rand des Abgrundes und suchte sich eine passende Startposition.

Alin schwang sich auf des Gefährten Rücken und band seine Beine an dem feinen Ledersattel fest, den An-Jum trug. Normalerweise unterließ er diese Vorsichtsmaßnahme nur zu gerne, denn er liebte die Schnelligkeit des Aufstiegs in die hohen Höhen, er liebte das Rauschen der weit gestreckten Drachenflügel, und er hatte seine Muskulatur so gut trainiert, dass er nie zu fallen drohte. Doch Alin wusste, heute würden sie versuchen in die höchsten Ebenen aufzusteigen und An-Jum würde seine ganze Kraft benötigen, um steil nach oben zu fliegen.

Wie sie es unzählige Male gemacht hatten, begannen sie den Rhythmus ihres Atems und die Zirkulation ihres Blutes einander anzupassen. Alin und An-Jum verbanden ihren Geist und wurden zu Einem Wesen. Dann erst hob der Drache mit seinem Reiter ab. An-Jum ließ sich ins Tal gleiten, fing den Aufwind unter seinen Flügeln ein und begann sich an mit langen Eiszapfen geschmückten Bergwänden Runde für Runde nach oben zu schrauben. An-Jum sammelte Schubkraft.
Als sie die höchsten Spitzen der Berge erreicht hatten, kam eine Böe des Nordwindes ihnen zu Hilfe und An-Jum fing an nahezu senkrecht zu steigen. Alin ging in seinem Drachenfreund auf, hielt seine Arme um den Hals des Drachens geschlungen und stand fest in seinen Lederriemen, um den Freund nicht zu behindern. Sie stiegen, und der Wind führte sie.
Bald schon waren sie so hoch geflogen, dass die Winde nachließen und ihre Flugbahn langsam weniger steil wurde. Die Luft wurde dünn, auch das kannte Alin, und er überließ sich der aufkommenden Trance, während An-Jum weiter zügig seine Flügel durchzog.
An-Jum hatte sich ganz zu seiner Ahnin AN KA RA ausgerichtet, er bat sie um Hilfe, und er spürte ihre Unterstützung, hielt einfach nur den Fokus auf das Bild des Auges von AN, das sie ihm in sein Bewusstsein projiziert hatte.

Durch den Geist seines Freundes erreichte auch Alin das goldene Tor. In seiner Vision wurde er von einem sonnendurchfluteten Stern empfangen, die Landschaft war warm, orangegolden strahlend, und ein riesiges, mit strahlenden Sternen geschmücktes Tor zog ihn in den Bann. Er ging darauf zu. Doch just in dem Moment, als er dass Tor erreichen wollte, baute sich eine riesige rotgoldene alte Drachin vor ihm auf.
„ Ich bin AN KA RA, vom mittleren Gürtelstern des Orion. DU, MenschenSohn, begehrst Einlass in die Einheit? So sage mir, kennst du die Kraft der Transformation? Bist du bereit, in den heilenden Feuern gereinigt und geheilt zu werden? Bist du wahrhaftig bereit, neue Geschichte zu schreiben? Das ist nur möglich, wenn du dich vom Alten löst, von deiner Trauer und deiner Einsamkeit, wenn du bereit bist, das Alte zu vergessen, ohne dass es dich verlässt. Denn was auch immer du gelebt hast, wem auch immer du begegnet bist, das wird auf ewig in deinem Herzen sein! Wenn du bereit bist, alles was war, als gleich-gültig anzunehmen, wirst du in eine neue Ebene des MitEINanderSeins eingehen. Ich, AN KA RA von Orion, frage dich, Alin von den Menschen aus dem dunklen Wald, kannst du deine Vergangenheit loslassen?“
Alin hatte den Eindruck, sein Mund und Hals würden trocken werden, er schluckte heftig, und er spürte sein Herz bis zum Halse klopfen! Er fühlte sein Blut pulsierend durch seinen Körper rauschen, und er wusste genau, jetzt hatte er die Wahl: Angst? Oder Bereitschaft zum Sprung in eine neue Dimension?
Bilder seiner Jugend, seiner Eltern, seines Lebens im Dorf mit seinen Gespielen zogen blitzschnell an seinem geistigen Auge vorbei, seine lange Wanderung, seine Abenteuer, seine Ausbildung im Drachenhorst. Stetig hatte alles, was geschehen war, ihn vorangeführt, hingeführt auf dieses Ziel. Ja, er war bereit, die Erneuerung zu erwählen! Ja!

Kaum hatte er sich entschlossen, schnaubte AN KA RA zufrieden und öffnete ihm das große Tor. Züngelnde Flammen spielten um seine Füße herum, als er eintrat. Es wurde ihm unendlich warm und neues Leben schien durch seine Adern zu pulsen. Sein Herz wurde weit und er begegnete dem Feuer, das ihn mehr und mehr umschloss.
Er erlaubte es, wurde weiter und weiter, und während die Flammen an seinen alten Verkrustungen züngelten, begannen sie all das Schwere, all das Leid und allem voran die Einsamkeit aus seinem System herauszulösen. Er stand mitten im Feuer und ließ es geschehen. Alles Alte verbrannte und wurde zu stiebenden Lichtfunken, die um ihn herum tanzten.
Vor seinem geistigen Auge schienen sich aus den Flammen heraus Gesichter zu formen, und tief in seinem Inneren hörte er die Stimme der Ältesten der Alten:
„ Wir sind das Feuer der Transformation, wir helfen dir, dich selbst zu heilen, denn du bist bereit, dem Geheimnis jenseits aller Zeit zu begegnen. Erkenne Sohn der Erde: Alles, was ist, ist gut, so wie es ist. Du hast es durch dein Sein, deine Gedanken und Gefühle erschaffen und dennoch bist du dem feinen Pfad des Lichtes der Liebe gefolgt. Nun bist du hier und stehst im Feuer der Läuterung.
Wir sind die Ältesten, wir sind die Weltenformer, wir sind Salamander, Hüter der heiligsten aller Feuer! Erkenne uns in dir, begegne uns!“
Und indem die Salamander dieses in ihm ausgesprochen hatten, veränderte sich die Farbe der Flammen, die Feuerzungen wurden heller und heller, und es schien Alin, als könne er durch die nun fast weißen Flammen hindurchschauen auf ein schillerndes sonnenbeschienenes Land.
Eines der Feuergesichter schien auf in zu zu schwimmen. Ein langer Finger formte sich, berührte sein drittes Auge und sprach: „Wir geben dir die Freiheit zurück, klar und deutlich hinter alle Schleier der Illusion zu schauen!“
Ein anderer Salamander bewegte sich auf ihn zu und berührte sein Herz: „Wir geben dir die Freiheit zurück, offen Liebe anzunehmen und frei deine Liebe zu verströmen. Erkenne, dein Heimatplanet ist aus Liebe heraus entstanden, und die Liebe wird zurückkehren durch deine Wahl!“
Und plötzlich schienen sich die Salamander zu sammeln und einen Reigen um ihn herum zu tanzen. Sein Herz begann zu jubeln, seine Sicht und sein Erkennen waren grenzenlos frei: „Du hast die Vielheit in der Einheit erreicht, du hast die Liebe in dir gefunden. Nun verkörpere diese Liebe, wohin auch immer du dich begibst. Sei heil!“

Feuer und Salamander lösten sich auf, Alin erhaschte gerade noch einen letzten Blick auf die sanfte Landschaft. Er konnte einen Ozean erkennen, an dessen Ufer er stand, neben ihm eine andere Gestalt, und gemeinsam in tiefem Frieden und inniger Verbundenheit betrachteten sie die über den Wassern heraufziehenden Sterne.

Doch so schnell wie er dieses Bild gesehen hatte, so schnell war es wieder verschwunden, und er wurde sich An-Jums und seines Körpers bewusst. Sie waren schon sehr hoch gestiegen, samtdunkles Blau umfing sie und die Dichtigkeit der Hülle begann sie zu umschließen. An-Jum strengte sich an und schnaubte schwer. Alin, angefüllt mit der liebenden Wärme seiner Erfahrung, atmete seine ganze Kraft und seine ganze Wärme in das Herz seines Drachenfreundes hinein und An-Jum fasste neuen Mut. Mit neuer Kraft breitete er seine wunderbaren Schwingen aus und stieg noch höher hinauf, dem Ruf seiner Ahnin entgegen.

Und da, vor ihnen, fing es an zu glitzern, und durch die Nebel der Weltlichkeit hindurch erkannten beide gleichzeitig das diamanten funkelnde Licht der 12. Schicht. Feine sanftweiße Lichtfäden flossen auf sie zu und formten mehr und mehr einen Kokon aus Licht um Drachen und Reiter. Und sie stiegen höher, und klarer und deutlicher hörte An-Jum den Ruf seiner Ahnin und Alin sah das goldene warme Land mit dem Strand hinter dem grossen Tor und hielt den Fokus.
Nun erreichten sie die diamantene Schicht und tauchten in die Kristalle hinein, als seien es Wasserperlen. Sie hörten den feinen Gesang der Diamanten: „Wir sind das Licht, wir sind die Liebe, wir sind das Lachen, wir sind LEBEN!“
Es war den beiden weder warm noch kalt, das lebendige Lachen erfüllte die beiden, und An-Jum sah sich veranlasst einige Pirouetten zu drehen, von den begeisterten Ausrufen Alins begleitet.
Und dann tauchten sie hindurch. Unendliche Weite, Stille und der strahlende Glanz der Sterne empfing sie. Sie hatten den Raum erreicht. An-Jum, Drache aus den Missbrauchten geboren, erdgebunden seit Generationen, hatte es geschafft, er flog im ALL, er war endlich wieder mit den Sternen vereint! Sein Herz wurde so weit, dass An-Jum schon meinte sich aufzulösen in der Unendlichkeit des Seins. Doch er spürte seinen Begleiter, Alin, seinen treuen Menschenfreund, auf seinem Rücken.
„ Fliege nach AN“, flüsterte Alin dem Drachen ins Bewusstsein, und der Geflügelte tat wie ihm geheißen.

AN KA RA flog ihnen ein Stück entgegen, und so begegneten sich endlich wieder ein SternenDrache und ein ErdenDrache, sie tanzten umeinander und erfreuten sich an ihrem MiteinanderSein.
Die Alte zog Lichtfäden hinter sich her, die sie direkt aus der Energie des goldenen Tores gesponnen hatte, und gab sie Alin:
„ Hier, Alin aus dem dunklen Wald, bringe das Licht der Einheit zurück in deine Heimat, auf dass die Sonne ihre Strahlen wieder ausdehnen kann. Webe einen Kanal in die Hülle hinein, so dass das Fluidum der Liebe wieder das Sein der Materie berühren kann, und deine Welt wird sich wieder erwärmen. Fliegt nun zurück, ihr werdet erwartet.“

Und so verabschiedeten sie sich von AN KA RA und dem Leuchten der orionischen Sonnen und nahmen wieder Kurs auf ihren kleinen blauen Planeten. Von außen betrachtet funkelte und leuchtete er wie ein Stern.
Mit einem Jauchzer und angelegten Flügeln stürzten sie in die Lichtschicht hinein, hinter sich zogen sie das Licht der Einheit und bauten so einen Kanal für die Sonne. Die sanften Diamantwesen schwammen um die beiden herum und erweiterten den Kanal durch all die Dichtigkeit hindurch, und als sie den Nachthimmel über dem Gebirge erreichten, war es, als würde sich ein Sternenschnuppen Regen über Gaia ausbreiten.

Der alte Lama stand an seinem Turmfenster und beobachtete den Himmel. Er sah die beiden kommen, er sah den Sternenregen, und er wusste, es ist gut, so wie es ist. Die Heilung des Planeten hat begonnen! Neues Leben würde sich selbst erwecken, neue Pflanzen würden wachsen, Tiere würden Nahrung finden, Menschen würden sich neu begegnen. Doch allem voran wusste er, die SternenDrachen und die ErdenDrachen waren wieder vereint, und sein Herz war voller Freude und seine Augen leuchteten, als er sich zu seinem Altar begab. Er entzündete ein kleines Öllicht und stellte es vor das in Stein gehauene Bild eines Salamanders.
Sein Herz dankte, und für das Augenzwinkern eines Augenblickes hatte er den Eindruck, der steinerne Salamander hätte genickt.

An-Jum und Alin umflogen tagelang die ganze Welt von Nord nach Süd und von Ost nach West und webten die Lichtfäden von AN und den Sternenregen aus der diamantenen Schicht um die ganze Erde herum. Überall wurde es hell und warm und die Menschen kamen aus ihren Höhlen und Hütten heraus und freuten sich. Jeder neu anbrechende Tag vertrieb mehr des Nebels und der Kälte, und Freude und neues Wachstum dehnten sich aus.
Bald wurden die Täler grün, die Flüsschen wurden zu plätschernden Flüssen und die dicken Eisschollen gaben das Blau des Meeres frei.
Alles Bewusstsein des Planeten atmete auf, eine neue Ära begann.

Viele Monde waren auf- und untergegangen, als Alin sich, wie täglich, An-Jum näherte. Der Drache stupste ihn freundschaftlich an und sagte: „Ich werde dich jetzt ans Meer bringen, denn du hast diese Schönheit bis jetzt nur von oben gesehen. Dort werde ich dich für eine Weile dir selbst und…“, er schmunzelte, „der Liebe, überlassen. Ich selbst werde hinaus zu den Sternen schweben, um dort meine Liebe zu finden. Es ist an der Zeit!“
Alin schwang sich auf den Rücken seines getreuen Freundes und sein Herz wusste: Ja, es ist Zeit!

Nach einem kurzen Flug setzte An-Jum ihn am Meeressaum ab. Alin hatte einen flüchtigen Herzschlag lang ein Bild vor seinem geistigen Auge. Seltsam, er kannte diesen Ort, obwohl er noch nie vorher da gewesen war! „Sei bereit“, sagte An-Jum, „das Neue wartet auf dich. Wir werden uns wiedersehen! Bis bald!“ Sprachs und, ehe Alin etwas erwidern konnte, erhob sich An-Jum in die Lüfte, um seine eigene Geschichte fortzuschreiben. Beide wussten: Es ist gut, wie es ist!

Geschrieben zum Drachenfest 17. + 18. Dezember 2005
Für meine Freunde von oben und unten!
Trixa

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